Hinsichtlich der Knitterbilder:

Der Akt des Zerstörens der Bilder nimmt seinen Anfang in unserer gegenwärtigen Welt, die uns vorwiegend in zweidimensionaler Form präsentiert wird. Diese flachen Eindrücke, wie wir sie aus modernen Medien kennen, durchlaufen zusätzliche Filter und Effekte, um uns das perfekte Trugbild einer Welt ohne Kanten vorzutäuschen. Da moderne Medien sich größtenteils mit Selbstdarstellung befassen, geht durch dieses Verfahren ein Großteil der Persönlichkeit jener Person verloren, die diese Bilder eigentlich abbilden sollen. Es verschleiert, wer diese Person wirklich ist, welche Interessen und Vorlieben sie hat, welche Talente, aber auch welche Ängste in ihr stecken. Aus der Angst, zu viel von uns preiszugeben und uns dadurch verletzlich zu machen, geben wir uns dieser Scheinwelt hin und akzeptieren sie als eine Art neue Realität. Durch das Zerstören dieser Zweidimensionalität soll der Mensch hinter der Fassade befreit werden. Die darauffolgende, neue Anordnung der verschiedenen Fragmente soll die Person in ihrer wahren, vielseitigen Persönlichkeit widerspiegeln – mit all ihren Ecken, Kanten, Rissen, Falten und Reflexionen. Ein Charakter kann dunkle Schatten ziehen und gleichzeitig hell in der Sonne strahlen. Der Aspekt des Zufalls und der scheinbaren Willkür macht jedes Bild einzigartig, genauso wie auch wir alle einzigartige Persönlichkeiten sind.

Die im Jahr 2023 entstandene Erweiterung mit den Metall-Spiegel-Knitter-Arbeiten ist als eine weiter abstrahierte Ausweitung der bisherigen magazinartigen Gemälde zu betrachten. Hierbei fungiert die Leinwand als eine Art Spiegel des Betrachters, in dem er aufgrund der vielen durch moderne Medien beeinflussten Verzerrungen sein eigenes Spiegelbild nicht mehr erkennen kann. Man verliert sich in einem Muster aus schillernden Spiegelungen, bis man sich selbst verliert und schließlich einer surrealen Wirklichkeit hingibt, die man als echtes Metall zu erkennen glaubt, jedoch nur eine flache zweidimensionale Leinwand ohne jede echte Form von Licht ist. Eine Illusion, die unser tägliches Leben prägt und beeinflusst.

Das Interessante an diesen Bildern liegt auch darin, dass sie selbst im Dunkeln zu leuchten scheinen – eine virtuelle Welt, die auch weiterlebt, selbst wenn wir unser Smartphone ausschalten.

Lorenz Hinterleitner