Istvan Haász
István Haász steht mit seinen konstruktivistischen Arbeiten in einer großen Tradition, deren Bildwelten uns stets bewusst sind, ausgehend von dem legendären Quadrat Malewitschs. Das Quadrat, das Ruhe und Gelassenheit, Sicherheit und Solidität vermittelt, ist auch die alle Arbeiten beherrschende Form seiner Ausstellung in der Alten Synagoge in Oerlinghausen. Die Quadrate ziehen den Betrachter aus der Unruhe und Aufgeregtheit des Alltags heraus und fordern ihn auf, sich dieser ruhigen und gelassenen Meditation aufzuschließen.
Die Quadrate von István Haász erzählen nichts. Sie sind keine Literatur in Bildern. Sie sind auch keine Zitate, weder aus der Kunstgeschichte, noch aus der Natur. In der steten Wiederholung derselben Form leistet diese Kunst eine andere Arbeit: sie erinnert an die Gesetzlichkeit der Form, an deren absoluten Anspruch. Insoweit gleicht die Arbeit von István Haász der der Moralisten und Priester. Auch die verkünden nichts Neues. Aber sie erinnern immer wieder an das Notwendige und Absolute. Er entmythologisiert die Form im Sinne des griechischen Philosophen, der feststellte, dass nicht die Dinge, sondern unsere Meinungen über die Dinge uns verwirren.
Die Quadrate und ihre Zu- und Anordnung sind das Protokoll eines Forschungsweges – von der Unsicherheit des Mannigfaltigen zum gesicherten Erfassen des Endgültigen., und wie jedes Forschungsergebnis ist auch dieses verblüffend einfach; man fragt sich, warum man nicht selbst darauf gekommen ist. István Haász belässt es nicht dabei, die Form an sich zu analysieren oder sie in einen Dialog mit anderen Zeichen zu stellen, wie es die Konstruktivisten taten. Durch die Teilung der quadratischen Fläche legt er ihre historische Dimension offen. Die Teilflächen, untereinander aus der Ebene gebrochen oder – je nach Betrachtungsweise – zueinander an die Ebene herangeführt verraten die Gefährdung, der die Ordnung der Form ausgesetzt ist. Sie ist "schon" oder "noch nicht", aber nie ganz. Seit seiner Teilnahme an der „Biennale di Venezia“ im Jahr 1980 gehört Tamás Hencze zu den wichtigsten Künstlern Ungarns.
Die Suche nach einer künstlerischen Ausdrucksform jenseits der subjektiven Geste kennzeichnet seine Arbeit.
Katalin Haász
Ganz im Gegensatz dazu die Arbeiten von Katalin Haász, seiner Tochter. Geschwungen und weich sind die einzelnen Schleifen. Teils sind sie gezeichnet, teils mit Collagen auf das Papier gesetzt. Eine weitere Ebene ergibt sich durch den Schatten der Papierschlingen. Ein Schatten der wie ein weiterer Farbton auf dem Blatt erscheint.
Es ist die erste und bisher einzige gemeinsame Ausstellung dieser beiden Künstler, aus Budapest kommend. Jeder soll seinen eigenen Weg gehen und von der Arbeit des Anderen unbeeinflußt bleiben. Erstmals gab es ein Gemeinschaftsprojekt in der Künstlergruppe OSAS um Dora Maurer.