Kuhnert studierte 1957 bis 1962 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Nachdem er sich anfänglich der abstrakten Malerei gewidmet hatte, wendete er sich 1963 dem plastischen Arbeiten zu, wobei er von Beginn an einer strengen, konstruktiv-konkreten Arbeitsweise verpflichtet war.
Ab 1964 entstanden mit der Serie der „Raumflächen“ erste Reliefs in Polyester, denen kurz danach die ersten „Raumkörper“ folgten. Kuhnert war dabei einer der ersten deutschen Künstler, die den neuen Werkstoff Polyester (genauer: glasfaserverstärkte Polyesterharze) in großem Stil für künstlerische Werke einsetzte.

In seinen neuen Arbeiten verband er die strenge Tradition der Konkreten Kunst mit organisch weichen Formen, die der neue Werkstoff ermöglichte. Der Umgang mit dem Werkstoff Polyester prägte seine Arbeiten der 1960er und 1970er Jahre.
In den folgenden Jahren entstanden mit der Werkgruppe „Stabil – Instabil“ erste Arbeiten, in denen Kuhnert sich mit „konstruierter Dekonstruktion“ beschäftigte. Später entstanden auch Bilder, in denen der Bildhauer Kuhnert, räumliche Probleme in komplexe zweidimensionale Anordnungen überträgt und dabei höchst komplexe Strukturen erzeugt.

„____Zunächst ging ich bei den Polyesterarbeiten vom Relief aus. Später erweiterte ich dies formal in den Plastiken - ich nannte diese Werkgruppe dementsprechend auch „Von der Fläche in den Raum“ und die Arbeiten „Raumflächen“ und „Raumkörper“.

____Jetzt in meiner neuen Werkgruppe reizte mich der umgekehrte Weg. Ausgangspunkt ist die reale Plastik. Mich interessiert die Frage, was geschieht, wenn ich diese realen Arbeiten ins Zweidimensionale umsetze? Welche formalen und farblichen Überschneidungen, Dimensionen, Projektionen, Strukturen muss ich einsetzen, um den Horizont zu erweitern.

____Durch diese illusionistische Umsetzung der realen Plastiken ins Tafelbild entsteht eine imaginäre Erweiterung des Raumes in dessen Tiefe. Es ist ein Spiel zwischen Wirklichkeit und Illusion und es geht um das raumschaffende Zusammenspiel zwischen Form und Farbe.“

Horst Kuhnert