Kunibert Fritz nimmt in der Bewegung der konkret konstruktiven Kunst eine sehr unverwechselbare Rolle ein. Die Quadratur des Quadrates hat den Künstler seit 60 Jahren in ihren Bann gezogen. Seine vielschichtigen „Untersuchungen“, wie man die Bilder vielleicht auch betiteln könnte, sind der Beweis. Mal steht das Quadrat im Zentrum der Arbeit, mal ist es das Mikro-Element, aus dem sich ein Großzeichen oder eine Gesetzmäßigkeit entwickelt. Der Kanon seiner Arbeiten spielt dabei immer im Quadratraster. Betrachtet man Kunibert Fritz Position im Kontext der Kunstgeschichte und seiner Mitstreiter an der Kasseler Hochschule, könnte man von einem „neuen Konstruktivismus“ sprechen, der sich stärker auf die Gesetzmäßigkeiten einer kybernetischen Ästhetik beschränkt.
Hartmut Böhm schreibt dazu: „ab Mitte der 50er Jahre bis zum Beginn der 60er Jahre ist ein Phänomen zu beobachten, das man als einen rigorosen, neuen Konstruktivismus bezeichnen könnte. Ohne die Dominanz einer bestimmten Klasse oder den Einfluss eines bestimmten Lehrers sind über 2 Studentengenerationen sowohl in der Malerei, als auch in der Grafik, als auch in der Plastik neue systematische Bildsprachen und Materialuntersuchungen entwickelt worden. Früher und radikaler als anderswo in Europa sind die Positionen einer exakten Ästhetik besetzt worden.“
Kunibert Fritz bezeichnet sich selbst als „konservativ“, umso erstaunlicher ist die Vielfältigkeit seiner Arbeiten, bezogen auf ein so minimalistisches Element der Geometrie.
„Das System dieser Arbeiten ist in der Regel eine Festsetzung des Drehwinkels, der die Progression der Teilchen bestimmt. In der Gesamtrealisation ergibt sich nach diesen Voraussetzungen in der angestrebten Formation ein sogenanntes Großzeichen, d.h., die Quadratelemente ordnen sich im Bild zu einer übergeordneten Figur, die ihre Legitimation aus dem System der Behandlung der mikroästhetischen Zeichen bezieht.
Grundsätzlich sind alle Schritte dieser Untersuchung vorher festgelegt und somit auch nachmessbar. Des Weiteren sind diese Untersuchungen nach dem festgesetzten Schema grundsätzlich erweiterbar, sie hören also nicht am Bildrand auf und heben somit die tradierte Festlegung des Bildes als existenzielle Aussage, als einmaliges Einzelnes auf.“
(Hans-Peter Riese)