Erich Thage
Das umfangreiche künstlerische Werk von Erich Thage (1939-1967) entstand in nur wenigen Jahren und spiegelt die intensive Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Strömungen der 1950er/60er Jahre wider. Die Suche nach neuen Lösungen führt Thage schließlich zu einem markanten, eigenständigen Stil, der im Kontext der Wiener Avantgarde zu sehen ist.

Drago Prelog
1977 war der Beginn der Serie der „Umlauf-Bilder“. Durch eine waagrecht liegende Leinwand, hatte er die Möglichkeit sich dem Malgrund von vier Seiten zu nähern.
Durch das Umlaufen schlenkerten die Arme scheinbar absichtslos. „ So eroberte ich die zweite Bildseite, arbeitete mich an ihr hoch. Da schoss mir der Gedanke durch den Kopf, dass keine der vier Bildseiten eine Vorrangstellung einnimmt. Alle vier Bildseiten sind gleichrangig zu bewerten. Ich hatte die vier Bildseiten umlaufen – daher der Arbeitstitel Umlaufbilder.“
Prelog verzichtete erstmals seit seinem künstlerischen Neubeginn auf sein vertrautes Hilfsmittel die Schablone, die ihm als Einstieg zur Überwindung der weißen Fläche dient.
Prelog arbeitete mit beiden Händen gleichzeitig, eine Arbeitsweise, die ihm seit seinem Aktstudium vertraut ist – schon damals zeichnete er manchmal auf diese Weise, in dem Bestreben, mit der unsicheren linken Hand die zu sicher gewordene rechte zu stören.

In den Skripturalstrukturen wird versucht, jegliche klassischen Kompositionsgesetze zu eliminieren. Sie werden durch eine subjektive, rhythmische Struktur ersetzt. Die skripturalen Bilder, fast ausschließlich Hochformate, werden von mir als statisch empfunden – sie haben ein OBEN und UNTEN. Während ich das Bild entstehen lasse, agiere ich stets vom unteren Bildrand her. Das wirkt sich deutlich sichtbar in der Gestik aus und suggeriert unmissverständlich die vertikale Bildbetrachtung. (Würde man hypothetisch eine kompositionelle Wertung ansetzen, wäre es allerdings gleichgültig, von welcher Seite her man das Bild betrachtet). Der Punkt c) – die Umlaufbilder betreffend – birgt schließlich eine konsequente Bereinigung des Problems Horizontal-/Vertikal-Betrachtung. Es bleibt dem Betrachter überlassen, für welche Seite er sich entscheidet. Die Bezeichnung „Umlaufbilder“ leitet sich von der Art und Weise ihrer Entstehung ab. Ich gehe, laufe oder tänzle den Bildrand entlang, agiere also nicht mehr vom ‚unteren’ Bildrand her, sondern bewege mich fortwährend. Die Bewegung überträgt sich in die Linie, bewirkt deren unruhigen Lauf, formt die Linienspur. Was außerhalb des Bildes passiert, überwiegt (physisch) gegenüber dem, was am Bild geschieht. Die Kontrolle über das Geschehen auf der Bildfläche ist stark eingeschränkt, der Bildgrund läuft unter mir vorbei, wie die Straße unter einem fahrenden Auto.

Um seiner Arbeitsweise noch mehr Raum für Zufälligkeiten geben zu können, hält Prelog oftmals mehrere Stifte in einer Hand – dies hat für ihn auch den Vorteil, schneller stark verdichtete Linienbahnen zu erzeugen.

Prelog fühlt sich in jeder einzelnen seiner Schaffensperioden dem Tafelbild verpflichtet. Es geht ihm in seinen Arbeiten um die konsequente Auseinandersetzung mit Bildformat und Bildgeschehen, wobei er zu immer neuen Lösungen findet.

Bei den Umlaufbildern handelt es sich um abstrakte Darstellungen – es gibt aber immer wieder Mischformen, Kombinationen  von Profil- und Umlaufzeichnung.

Die Zeit als Unendlichkeitsbegriff wird also durch die unendliche Linie dargestellt. Das damit vorprogrammierte Problem eines Finito bez. Non-finito löst Prelog dabei ausschließlich intuitiv – er bezeichnet es „ als gefühlsmäßige Entscheidung, über die man nicht wirklich Rechenschaft ablegt.“

Das Kontinuum der Linie, die Zeitspur, wird in seinen Darstellungen mit einem Zeitsprung konfrontiert. Gemeint ist wieder das Einbauen von Störeffekten, die eine zu elegante Linie verhindern sollen. Diese Erschwernisse können auch durch einen unebenen Bilduntergrund erzeugt werden – hier verarbeitet Prelog wiederum seine früheren Erfahrungen mit der Collage aus der Zeit der Zentralformationen.